Nur, welches Interesse hat die Öffentlichkeit überhaupt an der Herstellung von Filmen? Warum wird dieses Geschäft nicht einfach Hollywood überlassen? Vordergründig wird mit der kulturellen Diversität argumentiert. Der Markt darf nicht allein bestimmen, was Kunst ist, sonst hätten wir lauter Kassenschlager, die ohne ideologischen Druck bloß der Ideologie des Gewinns folgen.
Ginge es der Kulturpolitik tatsächlich um die kulturelle Vielfalt, würde sie das auch in Österreich beweisen. Mit dem Argument, die nationale Kultur setze sich gegen die international mächtige Musik- oder Filmindustrie zur Wehr, müsste auch die Vorherrschaft bestimmter Kunstvorstellungen im eigenen Land infrage gestellt werden.
Nirgendwo zeigt sich das deutlicher als bei der immer noch lachhaft geringen Finanzierung des künstlerischen Films. Wiewohl mit zahlreichen internationalen Auszeichnungen bedacht und das zentrale Medium unserer Zeit, gibt der Staat für alle Dokumentar- und Spielfilme, für Festivals, publizistische, wissenschaftliche und innovative Leistungen zum Film nicht mehr als 30 Millionen Euro pro Jahr aus. Da ist die Aufstockung um drei Millionen Euro heuer schon inkludiert.
Teuer verkaufte Braut
Es geht jetzt nicht um ein Gejammere. Es geht um eine vernünftige Verteilung. Ein einziger Vergleich macht uns unsicher, ob Proportionen des 19. Jahrhunderts noch gerechtfertigt sind: Die Volksoper erhält für ihr Jahresprogramm doppelt so viel wie der gesamte österreichische Film. Zurzeit wird dort „Die verkaufte Braut“ gegeben. Inhaltlich geht es um eine böhmische Jungbäuerin, die von ihrem Vater verheiratet wird, wiewohl ihr Herz für einen anderen Hans schlägt oder so ähnlich.
Ob das eine präzise Analyse des Gegebenen ist, eine emotionale Verdichtung, ein subtiler Beitrag zu unseren Sorgen und Nöten? Im Sinne der Vielfalt muss auch die Braut gespielt und finanziert werden. Es geht nicht um ein Entweder-oder. Und auch das Gießkannenprinzip ist in der Kunst nicht angebracht. Keine Frage, eine Opernproduktion braucht mehr Geld als die Produktion eines Buches. Aber gerade deshalb müsste der Film als kostenintensives Medium stärker gefördert werden. Es geht um Verhältnisse.
Konservieren um seiner selbst willen ist das Charakteristikum konservativer Politik. Wenn mitten im Sparbudget ohne Not ab sofort 2,5 Millionen Euro jährlich für ein „neues“ Barockmuseum ausgeschüttet werden können, entsteht der Verdacht, dass die Leistungen des gegenwärtigen Gesamtkunstwerks Film nicht so zählen wie die des Prinzen Eugen und seiner Ausstatter.
Auf eine parlamentarische Anfrage zum Filmbudget antwortete die Kulturministerin im Jahr 2009, mit einer Aufstockung auf 20 Millionen Euro werde auch der innovative Film, die sogenannte „Kleine Filmförderung“ deutlich (!) erhöht. Doch gerade in dieser Kategorie ist das Budget gleich geblieben.