Grüne: Ankauf wäre ein falsches Signal in Zeiten, da den Bundesmuseen die Budgets fehlen

„Ich sehe keinen Grund, warum die Republik Österreich die Sammlung Essl kaufen sollte, noch dazu zu den Bedingungen, die Karlheinz Essl vorschlägt“, erklärt der Kultursprecher der Grünen Wolfgang Zinggl. „Zumindest drei Bundesmuseen sammeln österreichische Gegenwartskunst. Das Land verfügt also über einen beachtlichen Bestand an Exponaten und über unbestreitbare Expertise. Es mutet nun höchst befremdlich an, 86 Millionen oder wie viel Geld auch immer auszugeben, um den persönlichen Geschmack eines Privatsammlers zu kanonisieren – wo zugleich den österreichischen Bundesmuseen, deren Aufgabe das systematische Sammeln zeitgenössischer österreichischer Kunst ist, mittlerweile nahezu jegliches Ankaufsbudget fehlt.“

Es sei für die Republik sehr viel vernünftiger, „wenn sich nun die Direktorinnen und Direktoren der Bundesmuseen mit dem Essl-Sammlungskatalog an einen runden Tisch setzen und diskutieren würden, welche Werke aus der Kollektion aus ihrer Sicht unverzichtbar erscheinen. Für diese Kunstwerke könnte die Republik dann ja ein Angebot machen“, meint Zinggl. „Was wir aber ganz sicher nicht brauchen, ist ein zweiter Fall Leopold – die Strategie, eine Kunstsammlung staatlicherseits zu kaufen, diese in eine Privatstiftung einzubringen und sodann auf jegliche Rechte verzichten, hat sich, so viel lässt sich nach 20 Jahren sagen, als kulturpolitischer Schuss ins Knie erwiesen. Wir müssen nicht denselben Fehler zweimal machen, zumal wir überhaupt nichts über die laufenden Kosten des Klosterneuburger Hauses, die BesucherInnenzahlen und ähnliche Eckdaten wissen.“ Darüber hinaus sei fraglich, „wie Kulturminister Ostermayer einen allfälligen millionenschweren Ankauf gegenüber den unzähligen Kunst- und Kulturschaffenden in Österreich argumentieren will, die alljährlich mit der bedauernden Floskel abgespeist werden, es gebe leider keinen budgetären Spielraum. Die 86 Millionen Euro wären viel besser ausgegeben, wenn die Bundesmuseen und deren Fachleute damit aktuelle Positionen österreichischer Kunst kaufen würden. Damit wäre den KünstlerInnen im Land tatsächlich geholfen.“

„Steht aber das Argument der Arbeitsplatz- und Wirtschaftsstandortssicherung im Vordergrund, dann sind die nötigen Summen für eine Stiftungslösung zweifelsfrei aus den Haushalten des Wirtschafts- oder Sozialministeriums zu entnehmen“, argumentiert Zinggl.