DREI GROSSE KUNSTMUSEEN

 

KHM

eines mit den klassischen Bildwerken, Grafiken und Gemälden von der Renaissance bis Ende des 19. Jahrhunderts. Die Sammlung beginnt mit der Renaissance weil erst mit ihr die Vorstellung von Kunst als Malerei, Grafik und Bildhauerei gesellschaftlich sanktioniert wurde. Davor war alles, was im Nachhinein als Kunst bezeichnet wurde, kulturelles Handwerk. Und im 20. Jahrhundert wurde genau dieser traditionelle Kunstbegriff wieder in Frage gestellt.

Dieses Museum übernimmt alle Bestände an barocker Kunst und Kunst aus dem 18. und 19. Jahrhundert (ÖGBEL, Sammlung Leopold, aber auch die Gemäldesammlung der Akademie) und besteht nur noch aus dem Haus am Ring und den Speichern der grafischen Sammlung in der Albertina.

 

Österreich um 1900

eines mit der Kunst der Jahrhundertwende um 1900 in Österreich. Diese spezifische Moderne mit Klimt, Schiele, Kokoschka aus der Sammlung Leopold wird mit den entsprechenden Sammlungsteilen aus dem MUMOK, dem MAK (Wiener Werkstätte), der Albertina, der Universität für angewandte Kunst (Kokoschkazentrum) und der ÖGBEL vergrößert.

 

MUMOK

eines mit der Sammlung Moderne und zeitgenössische Kunst bis heute. Eingliederung des Ambrosi-Museums (ÖGBEL), Einbeziehung der Sammlung von zeitgenössischer Kunst aus dem MAK, der ÖGBEL und der Albertina.

 

ZWEI KULTURHÄUSER

Parallel zu diesen drei Kunstmuseen sollen zwei Kulturhäuser entstehen, die auf die Ästhetisierungen des Alltags und auf die mannigfaltigen Fragen in Folge der Globalisierung und der wachsenden Migration mit vergleichenden Sammlungen und in thematischen Ausstellungen nachgehen.

 

Haus der Kulturen

Ein neu einzurichtendes Haus ordnet die Dokumente unterschiedlichster Kulturen der Vergangenheit und Gegenwart und setzt sie zueinander in Beziehung. Es gibt nun einmal starke Zusammenhänge zwischen kulturellen und ethischen Ausprägungen, zwischen Daseinsentwürfen und Stilformen.

Ein Haus der Kulturen, wie es international in vielen Städten eines gibt, vermittelt  kulturanthropologisches Wissen zu identitätsstiftenden und identitätskritischen Phänomenen. Es überträgt Erkenntnisse aus der Vergangenheit ins heute und reflektiert das Neben- und Miteinander im Umgang mit Arbeit, Umwelt, Altern, Bildung, Recht, Geschlechtern oder kurz, mit der Befriedigung universaler Grundbedürfnisse.

Das Haus der Kulturen wendet sich dem Kolonialismus zu und seinen bis in die Gegenwart reichenden Auswirkungen. Es behandelt Volkstümelei oder ähnliche nationale Narrative und es behandelt die Auswirkungen der Migration als historisch immer wiederkehrende Phänome.

Mit jeder Migration entstehen Interaktionen. Vielfalt fördert Unterschiede, Uniformierung lässt diese verschwinden. Beides kann zu Problemen im Umgang miteinander führen. Die Förderung des wechselseitigen Verständnisses unterstützt den Prozess der Integration und hilft der ständig wachsenden Zahl von Menschen mit heterogener Herkunft bei ihrer Orientierung.

Demgemäß wäre das Haus der Kulturen kein Ort der Kontemplation oder der elitären Bildung. Es dokumentiert die Kulturen aller Kontinente, ist darüber hinaus aber vor allem ein attraktiver Ort der Begegnung, an dem die Zeugnisse unterschiedlichster Lebenswelten heute und aus der Vergangenheit das grundsätzliche Verständnis für kulturelle Vielfalt stärken. Die Einbeziehung bisher kaum repräsentierter Bevölkerungsgruppen in den Museumskontext ermöglicht Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen eine Zusammenarbeit in Workshops, Diskussionsforen und anderen Formaten.

Ein Haus der Kulturen der Kulturen, wäre allein mit den Beständen des ehemaligen Völkerkundemuseums und des Volkskundemuseums eine der größten und bedeutendsten kulturwissenschaftlichen Einrichtungen seiner Art in Europa.

In ein Haus der Kulturen würde aber auch die Sammlung der Frühgeschichte besser passen als zu den Säbelzahntigern im Naturhistorischen Museum. Und warum muss immer noch zwischen den „hohen“ Kulturen der Ägypter, Griechen und Römer und den „minderen“ im Völkerkundemuseum und im Volkskundemuseum unterschieden werden?

Ein eigener Raum kann kurzfristig auf aktuelle kulturelle Trends oder politische Themen reagieren und Hintergrundinformationen präsentieren.

Das neue Haus begreift Kulturen in ihrer Pluralität und schließt damit eine Lücke in der staatlich-österreichischen Museumslandschaft. Es bestünde aus

  • Weltmuseum,
  • Volkskundemuseum,
  • Sammlung zur Frühgeschichte (dzt. im Naturhistorischen Museum),
  • Ägyptisch – Orientalische Sammlung des KHM,
  • Antikensammlung des KHM,
  • Sammlungsteile Ozeanien und Afrika aus der Sammlung Leopold,
  • Mittelalterliche Sammlungen der Österreichischen Galerie und des KHM,

 

Museum für Angewandte Kunst

zur Gestaltung und Nutzung von Gegenständen in Alltags- und Gebrauchskultur. Die Menschen werden zu einem unmittelbareren Umgang mit Kunst und Kultur bewegt und bestaunen weniger die materiellen Reste aus bildungsbürgerlicher Sicht. Das Bewahren und Reproduzieren traditioneller Kulturgüter hat in der österreichischen und europäischen Kulturpolitik einen ohnehin noch überzogen höheren Stellenwert.

Das neue MAK erhält die Architektursammlungen aus der Albertina und aus dem MUMOK; Möbel aus dem Mobiliendepot und von der Universität für angewandte Kunst; die Musikinstrumentensammlung aus dem Technischen Museum und dem MAK; evtl. die Münzsammlung aus dem KHM (die kann auch dem Geldmuseum der Nationalbank zugeordnet werden); die Gläsersammlung aus dem KHM; Monturen und Mode aus dem Heeresgeschichtlichen, der Universität für Angewandte Kunst, dem Wien-Museum und dem KHM sowie höhere finanzielle Unterstützung für den Aufbau einer Sammlung zur Ästhetik von Gebrauchsgegenständen und Neuen Medien sowie zu Themenausstellungen aus den genannten Bereichen.

 

ZWEI NATURWISSENSCHAFTLICHE MUSEEN

Das Technische Museum mit der Österreichischen Mediathek und das Naturhistorische Museum bleiben in ihrer bisherigen Form und Ausrichtung im Wesentlichen erhalten. Allerdings wandert die Frühgeschichte vom Naturhistorischen Museum ins neu gegründete Haus der Kulturen.

 

UND WEITER

Im Zuge von Änderungen wären noch folgende Neuerungen zu überlegen:

  • Das Theatermuseum wird Teil der Bundestheater-Holding ,
  • Die Münzsammlung des KHM geht als Dauerleihgabe ins Geldmuseum der Nationalbank.
  • Die Sammlungen auf Schloss Ambras gehen in den Tiroler Landesbesitz über.
  • Die Sammlungen zur herrschaftlichen Repräsentation und zur höfischen Kultur der Monarchie werden in ein dezentrales k.u.k. Museum gefasst. Dieses beherbergt und pflegt die Bestände aus den entsprechenden Sammlungen des KHM (Schatzkammer, Kunstkammer, Hofjagd- und Rüstkammer, Wagenburg und Monturdepot und dem k.u.k. Hofmobiliendepot, dem Heeresgeschichtlichen Museum, dem Sisi-Museum und der Silberkammer). Dieses neue k.u.k. Museum hat eine abgeschlossene Sammlung und erweckt vor allem touristisches Interesse.