„Niemand scheint zurzeit in der Lage, halbwegs seriöse Angaben zur finanziellen Lage des Hauses zu machen.“ – Gemeinsamer Antrag der Opposition soll parlamentarische Kontrolle stärken

In der Debatte um das Burgtheater meldet sich der Kultursprecher der Grünen, Wolfgang Zinggl, zu Wort: „Niemand scheint zurzeit in der Lage, halbwegs seriöse Angaben zur finanziellen Lage des Hauses zu machen – allein das ist ein Skandal“, so Zinggl gegenüber der APA. „Es ist höchste Zeit, dass sich der Rechnungshof der Sache annimmt, um endlich für klare Verhältnisse zu sorgen.“

Zinggl hat in den vergangenen Tagen eine aus 14 Einzelfragen bestehende parlamentarische Anfrage „betreffend Undurchsichtiges aus dem Burgtheater“ gestellt. „Die meisten Fragen werden aber mit großer Wahrscheinlichkeit wie in der Vergangenheit unbeantwortet bleiben“, glaubt der Abgeordnete. Dabei habe man sich stets darauf berufen, dass die Theater als Töchter der Bundestheaterholding dem Parlament gegenüber nicht auskunftspflichtig seien.

Dazu gebe es aber auch andere Rechtsmeinungen, so Zinggl, der nun Gespräche über einen gemeinsamen Entschließungsantrag der vier Oppositionsparteien führt: „Das Parlament muss das Interpellationsrecht über die Tochtergesellschaften der Holding wiedererlangen. Das wäre ein erster wesentlicher Schritt Richtung mehr Kontrolle und Transparenz. Denn so kann’s nicht weitergehen!“

Heftig kritisiert der Kultursprecher auch Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann, der sich „auf eigenartig widersprüchliche Art und Weise inszeniere“. Im gestrigen APA-Interview habe dieser neuerlich darauf verwiesen, sich auf die kaufmännisch Verantwortlichen verlassen zu müssen, andererseits habe er stolz betont, die Theater in Bochum und Zürich während seiner Intendanz „saniert und in einer hervorragenden Situation zurückgelassen“ zu haben. Zinggl: „Beide Rollen auf einmal zu spielen geht aber nicht – auch der Burgtheaterdirektor kann nicht den ‚Verschwender‘ und den ‚Geizigen‘ in Personalunion geben.“

Hartmann ginge nun „auch noch unter die Schriftsteller und bringt als Regisseur ein von ihm selbst verfasstes Stück auf die Bühne und erhält dafür wohl noch Autoren- und Regie-Honorare sowie Aufführungstantiemen. Wenn Hartmann stattdessen verstärkt auf junge Talente setzen würde, hätte er vielleicht mehr Zeit, sich um seine eigentlichen Pflichten, nämlich die Leitung des größten deutschsprachigen Theaters, zu kümmern.“