Sowohl das Konzept als auch überbordende Kosten werden abgelehnt

„Nach der von ExpertInnen und auch seitens des Rechnungshofs geäußerten massiven Kritik an der Konzeption des ‚Hauses der Geschichte’, halten wir es für notwendig, dass Minister Josef Ostermayer die Stopptaste für das Projekt am Heldenplatz drückt“, reagieren die Grünen auf diverse Stellungnahmen zum Gesetzesentwurf zum ‚Haus der Geschichte Österreich’. Der vergangenheitspolitische Sprecher der Grünen Harald Walser leitet aus den Stellungnahmen zum Gesetzesentwurf eine grobe Kritik an der Konzeption ab, sowohl den Ort als auch die inhaltlichen Pläne betreffend.

Kultursprecher Wolfgang Zinggl ergänzt: „Was wie ein Museum aussieht, sämtliche Strukturen eines Museums aufweist und im Museumsgesetz verankert wird – ist ein Museum. In dem letztlich Geschichtsbilder österreichischer Identität konstruiert und als eindimensionale Erzählung eingefroren werden. Auch wenn sie von Beiräten und Kommissionen abgesegnet werden: Entscheidungen, was eingefroren wird, sind Entscheidungen der jeweils Regierenden und entbehren der Vielstimmigkeit, Reflexivität und Partizipation. Und genau diese Regierenden haben sich in Form des Bundeskanzlers durch die parteipolitisch dominierte Besetzung des wissenschaftlichen Beirats in eine besonders mächtige Position gehievt. Von einer unabhängigen Institution kann damit keine Rede sein.“

Angesichts der Budgetnot und dringend benötigter Gelder in so gut wie allen Bereichen des Kulturbetriebs ist aber auch die Kostenfrage entscheidend. Auf Pump mit Kreditrückzahlungen ist vieles finanzierbar. Und weil alle im Kulturbereich Tätigen wissen, dass zunächst immer nur die minimalsten Auslagen genannt werden, sollte aus der Geschichte gelernt werden: Im Zuge der Baufortschritte entwickeln sich Bausummen gerne in monströse Dimensionen. Die Gesamtkosten der Generalsanierung des 21er Haus waren ursprünglich mit 18 Millionen bedeckt und haben sich auf mehr als 30 Millionen Euro erhöht. Und dann sind da noch die laufenden Kosten. Beim konstant mageren Kulturbudget bindet die Umsetzung eines Prestigeprojekts in Form eines weiteren musealen Tankers in Österreichs ohnehin schwerfälliger Museumslandschaft zusätzliche Ressourcen auf Jahrzehnte und wieder zu Lasten aller, die nicht unter dem großzügigen Protektorat der Republik stehen.“

Walser und Zinggl erneuern daher die Forderung, zurück an den Start zu gehen und das Projekt neu anzudenken. Sie fordern für ein derartig zentrales Vorhaben zur Erinnerungskultur Österreichs ein politisch unabhängiges Fachgremium, das unter Einbeziehung der nun schon Jahrzehnte andauernden Diskussion ein neues Konzept aufsetzt, das unabhängig von den Begehrlichkeiten von SPÖ und ÖVP den modernen Anforderungen von Geschichtevermittlung gerecht wird: „Kostspielige Proporzprojekte müssen endgültig der Vergangenheit angehören. Es ist hoch an der Zeit, dass die Regierung zumindest diese Lehre aus der Geschichte zieht.“