Die Vielseitigkeitsprüfung, auch unter der Bezeichnung Military-Reiten bekannt, ist eine Disziplin des Pferdesports (Einzel- und Mannschaftswettkämpfe) und besteht aus drei Teilprüfungen in den Disziplinen Dressur, Geländeritt und Springen. Aufgrund von schweren Unfällen und sogar Todesfällen von ReiterInnen und Pferden wird diese Sportart häufig kritisiert.Der Heeressportverband führt die „Vielseitigkeitsturniere Militärakademie Wiener Neustadt“ durch.Über den tödlichen Unfall der Reiterin Irene Dempsey im Akademiepark Wiener Neustadt gibt es unterschiedliche Darstellungen: Dass es sich beim Reiten an diesem Tag um einen regulären Lehrgang gehandelt hat, ist die eine Darstellung des Unfallherganges. Nach anderer Darstellung war es ein unangemeldetes und ungenehmigtes Benutzen der Anlagen durch den Trainer und die Reiterin.Durch laufende Interessenverlagerung der Pferdebegeisterten in Österreich wäre das „Vielseitigkeitsreiten“ längst genauso ausgestorben wie die Steeplechase-Rennen oder das Renn- und Jagdreiten, würde es nicht durch Steuergelder künstlich am Leben erhalten werden.

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE

 

1) Ist es notwendig, das Reiten über feste Hindernisse aus Bundesmittel zu fördern?

2) Wie viele Unfälle bei Turnieren mit festen Hindernissen, die vom Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport, oder von einer nachgeordneten oder ausgelagerten Dienststelle ausgerichtet oder aus Mitteln der Bundessportförderung subventioniert wurden, gab es in den Jahren 2007-2013?

Antwort des Bundesministers zu den Fragen 1 und 2:

Vielseitigkeit ist ebenso wie Dressur und Springen eine olympische Reitdisziplin, die vom internationalen Verband (FEI) anerkannt ist und bei Olympischen Spielen ausgetragen wird. Die Sportförderung ergibt sich aus den rechtlichen Rahmenbedingungen, österreichische Athletinnen und Athleten zu unterstützen, damit sie Österreich bei internationalen Großveranstaltungen, wie Europameisterschaften, Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen, bestmöglich repräsentieren. Die Durchführung von internationalen und nationalen Wettkämpfen obliegt in der Autonomie des Sports den jeweiligen Fachverbänden, daher wird keine Statistik geführt. Im Bereich des Heeresreitsportvereins Theresianische Militärakademie gab es im angefragten Zeitraum keinen Unfall.

3) Sind feste Hindernisse gefährlicher als lose Hindernisse?

Antwort des Bundesministers zu den Fragen 3, 9, 11 und 12:
Diese Fragen betreffen keinen Gegenstand des Vollzuges meines Ressorts.
4) Warum müssen Hindernisse beim Vielseitigkeitsreiten fest sein?

Antwort des Bundesministers:

Das Reglement für die Disziplin „Vielseitigkeit“ wird vom internationalen Pferdesportverband (FEI) erarbeitet und beschlossen.

5) Wie hoch waren in den Jahren 2007 bis 2013 jeweils die Bundesmittel, die über die Bundessportförderung direkt (z.B. an Harald Ambros) und indirekt über den Bundesfachverband für Reiten, die Gesellschaft „Spanische Hofreitschule – Bundesgestüt Piber“ die Militärakademie, den Heeressportverband in allen seinen Verzweigungen sowie durch das Pferdezentrum Stadl Paura für die „Vielseitigkeit“ aufgewendet wurden?
6) Wie viel Geld aus Bundesmitteln wurde 2007 bis 2013 für Harald Ambros ausbezahlt und aufgewendet?
7) Warum wird als einziger Reiter ausgerechnet Military-Reiter Harald Ambros hoch subventioniert, während international namhafte Aushängeschilder für Dressur, Horsemanship, Jugendvierkampf oder Westernreiten kaum berücksichtigt werden?

Antwort des Bundesministers zu den Fragen 5 bis 7:

Es werden ausschließlich Bundes-Fachverbände für die Unterstützung von Trainings­umfeldmaßnahmen ihrer besten Athletinnen und Athleten gefördert, die Antragsstellung obliegt daher dem entsprechenden Bundes-Fachverband. Förderungen an die Sportlerinnen und Sportler erfolgen daher ausschließlich über den Bundes-Fachverband.

Im Rahmen von TOP SPORT AUSTRIA beziehungsweise TEAM ROT-WEISS-ROT erhielt der angesprochene Vielseitigkeitsreiter im Jahr 2007 6.000 Euro, im Jahr 2009 15.000 Euro, sowie in den Jahren 2010 und 2012 jeweils 7.000 Euro. Darüber hinaus erhielten im Jahr 2009 weitere vier Vielseitigkeitsreiter eine Bundes-Sportförderung von insgesamt 20.000 Euro. Nicht unerwähnt möchte ich in diesem Zusammenhang lassen, dass auch andere zahlreiche Voltigiererinnen und Voltigierer im Rahmen von TEAM ROT-WEISS-ROT gefördert wurden. Der Österreichische Pferdesport erhielt in den Jahren 2009 bis 2012 auch Förderungen nach § 11a Bundes-Sportförderungsgesetz 2005-BSFG. Die Vielseitigkeitsturniere an der Theresianischen Militärakademie wurden von 2009 bis 2012 mit jährlich rund 3.000 Euro durch Förderungen des Österreichischen Pferdesport­verbandes an den Heeresreitsportverein Theresianische Militärakademie unterstützt. Die Theresianische Militärakademie selbst erhält für Vielseitigkeitsreiten keine Fördermittel.
8) Organisator der Military-Veranstaltungen im Park der Militärakademie ist ein Teilverein des HSV. Wie werden die Mittelverwendungen von diesem Verein aus der Bundessportförderung des Bundesheeres und insbesondere der Militärakademie an den Veranstalterverein im Bundesgestüt Piber kontrolliert?
Antwort des Bundesministers:
Der Teilverein des HSV erhielt keine Förderung aus Bundes-Sportfördermitteln.
9) Welcher Sachverhalt zum Unfallhergang von Irene Dempsey ist richtig?
10) Steht der für den Unfall von Irene Dempsey verantwortliche Trainer Harald Siegl in einem Naheverhältnis zum österreichischen Bundesheer?
Antwort des Bundesministers:
Nein.
11) Waren die festen Hindernisse am Unfalltag von Irene Dempsey, wie gegenüber der Polizei Wiener Neutstadt ausgesagt, im Zustand der wenigen Wochen vorher durchgeführten „Staatsmeisterschaften der Vielseitigkeitsreiter 2011“ oder waren Teile der Hindernisse, etwa „Füllmaterial“ um den Pferden eine verbesserte Sicht und Einschätzung der Hindernisdimension zu ermöglichen, bereits abgebaut?
12) Haben alle verantwortlichen Stellen den Unfallhergang zufriedenstellend untersucht und die erforderlichen Konsequenzen gezogen?
13) Sind in der Folge, also 2012 und 2013, die Vergaben von neuerlichen Subventionsmitteln direkt oder indirekt an das Millitaryreiten an Reformvoraussetzungen zur Vermeidung derart verheerender Unfälle geknüpft worden?
Antwort des Bundesministers:
Es gab keine Förderung.
14) Das Bundesheer habe, so Feststellungen gegenüber der Presse, Vorsorge getroffen, dass ein solches unbefugtes Benutzen der Reitsportanlage im Akademiepark nicht mehr vorkommen kann. Vor Ort zeigt sich keine Änderung. Welche Maßnahmen wurden umgesetzt?

Antwort des Bundesministers:

Die Benutzung des Parks ist grundsätzlich möglich, weil es sich um einen öffentlich zugänglichen Park mit beschilderten Reitwegen handelt. Das Abweichen von diesen öffentlichen Reitwegen und die Benutzung der Geländehindernisse ist nicht genehmigt.