Der Rechnungshof berichtet von einer dramatischen Liquiditätssituation der Bundestheater-Holding und einzelner Tochtergesellschaften. Gleichzeitig werden die unzureichende strategische Wahrnehmung der Führungsrolle durch die Bundestheater-Holding genauso kritisiert, wie das Kontrollversagen im Kulturressort angesichts nicht oder verspätet vorgelegter Finanzierungs- und Strategiekonzepte, unüblich dargestellter Jahresabschlüsse sowie mangelnde Reaktion auf die verheerende finanzielle Lage des Konzerns.Details des Berichts im Vergleich mit entsprechenden Stellungnahmen seitens des Bundeskanzleramts führen zu Ungereimtheiten. 

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher folgende

ANFRAGE

1) Zu welchen Ergebnissen kam der Wirtschaftsprüfer, der laut Rechnungshof dem Kulturressort ausschließlich mündlich Leistungen erbracht haben soll und mit der Vorbereitung, Begleitung und Beurteilung der Effizienzanalyse betraut war?

Antwort des Bundesministers:

Nach  Auskunft  der  Kultursektion  begleitete  der  Wirtschaftsprüfer  im  Auftrag  des
damaligen Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur die Vorbereitung und
Durchführung der Evaluierung der Bundestheater, indem er Details der Umsetzung
konzipierte und den sich von 2009 bis 2011 erstreckenden Prozess in allen Phasen
koordinierte. Anders als in der parlamentarischen Anfrage formuliert, war er nicht mit
der Beurteilung der Effizienzanalyse betraut.

Der  Auftragnehmer  berichtete  analog  dem  Fortschritt  der  Arbeiten  in  laufenden
Projektbesprechungen  über  deren  Fortgang  und  übermittelte  periodisch  schriftliche
Zusammenfassungen  der  Ergebnisse  der  Evaluierer  (rechtliche  Evaluierung  durch
Karasek  Wietrzyk,  bzw.  wirtschaftliche  Effizienzanalyse  der
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young) zur Information und unterstützte das
Ressort bei ihrer Beurteilung.

Die Ergebnisse der Evaluierung fanden Berücksichtigung im Maßnahmenkatalog der
Bundestheater-Holding sowie bei der Novellierung des BThOG 2012.

2) Wann und in welcher Form wurden Sie über die Ergebnisse des Wirtschaftsprüfers informiert?

Antwort des Bundesministers:

Im  Jahr  2014  erhielt  ich  von  der  Kultursektion  im  Wege  einer  ressortinternen
Informationsaufbereitung  im  Kontext  des  Rechnungshofberichts  Kenntnis  von  der
Arbeit des Wirtschaftsprüfers.

3) Für welche Leistungen im Detail erhielt dieser Wirtschaftsprüfer seit 2006 seitens des Kulturressorts Honorare in welcher Höhe?

Antwort des Bundesministers:
Beauftragung        Betreff                                                                                                EUR
2008                       Gutachterliche Stellungnahme zur Feststellung des
mittelfristigen Finanzbedarfs der Bundestheater-
Holding bzw. des Bundestheaterkonzerns                                 79.800
2009                       Unterstützung bei der Feststellung des Finanzbedarfs
für den Bundestheaterkonzern für die Jahre 2009/10,
2010/11, 2011/12, 2012/13                                                               8.700
2011                        Unterstützung bei der Feststellung des künftigen
Finanzbedarfs des Bundestheaterkonzerns für die
Jahre 2010/11, 2011/12, 2012/13                                                   11.400
   SUMME Aufträge zur Feststellung des
                               Finanzbedarfs                                                                               99.900

2008                      Beurteilung der Zielerreichung gemäß Zielvereinba-
rung zwischen dem BMUKK und dem Geschäftsfüh-
rer der Bundestheater-Holding für das GJ 2006/07
und Unterstützung bei der Ausarbeitung der Zielver-
einbarung zwischen dem BMUKK und dem
Geschäftsführer der Bundestheater-Holding für das
GJ 2008/09                                                                                           4.000
2009                      Unterstützung bei der Ausarbeitung der Zielvereinba-
rung zwischen dem BMUKK und dem Geschäftsfüh-
rer der Bundestheater-Holding für das GJ 2009/10                     1.500
2010                      Beurteilung der Zielerreichung gemäß Zielvereinba-
rung zwischen BMUKK und dem Geschäftsführer der
Bundestheater-Holding für das GJ 2008/09 und
Unterstützung bei der Ausarbeitung der Zielvereinba-
rung zwischen BMUKK und dem Geschäftsführer der
Bundestheater-Holding für das GJ 2010/11                                     3.120
2011                      Beurteilung der Zielerreichung gemäß Zielvereinba-
rung zwischen BMUKK und dem Geschäftsführer der
Bundestheater-Holding für das GJ 2009/10 und
Unterstützung bei der Ausarbeitung der Zielvereinba-
rung zwischen BMUKK und dem Geschäftsführer der
Bundestheater-Holding für das GJ 2011/12                                     2.400
    SUMME Aufträge im Zusammenhang
                              Geschäftsführer-Zielvereinbarungen                                11.020 

2008                     Vorarbeiten für die geplante Evaluierung des
Bundestheaterkonzerns                                                                         8.500
2009                     Unterstützung der Projektführung durch Sektion IV
und externes Monitoring im Rahmen der Evaluierung
des Bundestheaterkonzerns                                                                75.000
2010                     Vorbereitung, Begleitung und Koordinierung der
wirtschaftlichen  Effizienzanalyse der Bühnengesell-
schaften                                                                                                     79.350
2011                     Überprüfung der von Ernst & Young Wirtschaftsprü-
fungs GmbH und Karasek Wietrzyk Rechtsanwälte
GmbH erstellten Kurzberichte über die Evaluierung
des Bundestheaterkonzerns und Überprüfung der
aus der Effizienzanalyse der Bühnengesellschaften
abgeleiteten finanziellen Verbesserungspotentiale                           12.000

SUMME Aufträge im Zusammenhang Evaluierung        174.850  
   
                           SUMME ALLER AUFTRÄGE                                                     285.770 

4) Wurde der Wirtschaftsprüfer mit diesen Aufträgen im Wissen Ihrer Vorgängerin Bundesministerin Schmied betraut?

Antwort des Bundesministers:

Nach Auskunft der Kultursektion ja.

5) Zu welchen dieser Leistungen hat der Wirtschaftsprüfer Berichte in welcher Form wem gegenüber abgegeben?

Antwort des Bundesministers:

Nach  Auskunft  der  Kultursektion  hat  der Wirtschaftsprüfer  zu  den  oben  genannten
Aufträgen  betreffend  Finanzbedarfsfeststellung  und  Evaluierung  der  Bundestheater
sowohl  gegenüber  der  Kultursektion  als  auch  der  Ressortleitung  Berichte  in
mündlicher  und  schriftlicher  Form  erstattet.  In  Bezug  auf  seine  Aufträge  im
Zusammenhang  mit  den  Geschäftsführerzielvereinbarungen  erstattete  der
Wirtschaftsprüfer  Berichte  an  das  Ressort,  das  darauf  aufbauend  entsprechende
Beschlüsse fasste.

6) Wusste Bundesministerin Schmied von den Ergebnissen der Begleitstudien?

Antwort des Bundesministers:

Nach  Auskunft  der  Kultursektion  standen  sämtliche  Ergebnisse  der  angeführten
Aufträge  der  Ressortleitung  zur  Verfügung. Allerdings  wird  angemerkt,  dass  keiner
der Aufträge an den Wirtschaftsprüfer die Erstellung von „Begleitstudien“ zum Inhalt
hatte.

7) Können Sie ausschließen, dass über aufgeteilte Aufträge zu diesem Themenbereich das Ausschreibungsgesetz umgangen wurde?

Antwort des Bundesministers:

Nach  Auskunft  der  Kultursektion  kann  –  sofern  sich  die  Wortfolge  „zu  diesem
Themenbereich“ in der Fragestellung auf das Evaluierungsvorhaben bezieht – eine
Umgehung  des  Ausschreibungsgesetzes  (gemeint  ist  wohl  das
Bundesvergabegesetz)  ausgeschlossen  werden.  Die  Beauftragung  erfolgte  über
einen  Zeitraum  von  ca.  drei  Jahren  mit  einem  Gesamtvolumen  von  € 521.650  in
mehreren Etappen, die sich aufgrund kumulierender Erfahrungen aus dem Erst- bzw.

Folgeprojekt ergaben.

Das  Evaluierungsvorhaben  umfasste  mehrere  Fachgebiete,  die  unterschiedliche
Qualifikationen verlangen. Es wurden für die voneinander unabhängigen Teilgebiete,
rechtliche bzw. wirtschaftliche Analysen sowie Unterstützung der Projektführung und
Monitoring unterschiedliche Auftragnehmer beauftragt. Ein Ausschreibungsverfahren
konnte unterbleiben, weil die vereinbarten Honorare für die Aufträge unter den fest-
gelegten Schwellenwerten lagen.

Nach der Evaluierung der Bundestheater-Holding GmbH und der Theaterservicege-
sellschaft  GmbH  erschien  die  wirtschaftliche  Effizienzanalyse  der  Bühnengesell-
schaften Burgtheater GmbH, Volksoper Wien GmbH und Wiener Staatsoper GmbH
als notwendige Voraussetzung für ein umfassendes und vollständiges Bild der Orga-
nisation der österreichischen Bundestheater.

Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit erschien die Betrauung der
bereits  mit  dem  Bundestheaterkonzern  vertrauten  Ernst  &  Young  Wirtschaftsprü-
fungsgesellschaft mbH wirtschaftlich und zweckmäßig. Die Aufträge für die Effizienz-
analysen  der  Bühnengesellschaften  lagen  ebenfalls  unter  den  für  eine  Ausschrei-
bung festgelegten Betragsgrenzen.

8) Die Effizienzanalyse von Ernst & Young ergab ein Optimierungspotenzial von 14,15 Millionen EUR. Welches Optimierungspotenzial sehen die Begleitstudien des vom Ministerium beauftragten Wirtschaftsprüfers?

Antwort des Bundesministers:

Nach  Auskunft  der  Kultursektion  enthielten  die  Aufträge  an  den  Wirtschaftsprüfer
keine  Erstellung  von  „Begleitstudien“.  Auf  Basis  einer  gesonderten  Beauftragung
untersuchte  und  bestätigte  der  Wirtschaftsprüfer  im  Juni  2011  die  inhaltliche  und
zahlenmäßige  Übereinstimmung  der  Ergebnisse  der  Evaluierenden  mit  seiner
Einschätzung als Projektkoordinator.

9) Gab es seit der Ausgliederung der Bundestheater bereits vor der Effizienzanalyse eine Studie zur finanziellen Entwicklung des Bundestheater-Konzerns und der Bühnengesellschaften?

10) Wenn ja, wann, von wem und mit welchen wichtigen Erkenntnissen?

11) Wenn ja, was hat diese Analyse gekostet?

12) Wenn ja, warum wurde trotz einer solchen Analyse eine weitere in Auftrag gegeben?

Antwort des Bundesministers zu den Fragen 9 bis 12:

Für den Zeitraum zwischen der Ausgliederung und dem Jahr 2007 liegen keine ent-
sprechenden Informationen vor. Wie in Frage 3 bereits dargestellt, wurde im Frühjahr
2008  eine  Stellungnahme  zur  Feststellung  des  mittelfristigen  Finanzbedarfs
(Geschäftsjahre 2007/08, 2008/09, 2009/10 und 2010/11) der Bundestheater Holding
GmbH  bzw.  des  Bundestheater-Konzerns  beauftragt.  Der  Auftragnehmer  erhielt
dafür als Honorar EUR 79.800.

Nach  Auskunft  der  Kultursektion  wurde  als  Ergebnis  der  Analyse  im  Zuge  der
Budgetverhandlungen  für  die  Budgetjahre  2009/10  eine  Erhöhung  der  Ba-
sisabgeltung  ab  1.  Jänner  2009  um  EUR 3,5  Mio.  erreicht,  um  dem  operativen
Bedarf  des  Bundestheater-Konzerns  Rechnung  zu  tragen.  2009  übermittelte  die
Bundestheater-Holding  parallel  zur  laufenden  Effizienzanalyse  der  Bundestheater-
Holding GmbH und der Theaterservice GmbH eine mittelfristige Darstellung des sich
aus  ihrer  Sicht  ergebenden  Finanzbedarfs  des  Konzerns  für  die  GJ  2009/10  bis
2012/13.  Um  sicherzustellen,  dass  die  Berechnungen  analog  zur  im  Jahr  davor
gewählten  Vorgangsweise  erfolgen  und  überdies  den  sich  aus  der  mittlerweile
begonnenen  Evaluierung  ergebenden  Erkenntnissen  entsprechen,  wurde  der
Wirtschaftsprüfer  wiederum  ersucht,  die  Angaben  der  Bundestheater-Holding  einer
kritischen Prüfung zu unterziehen. Um eine Reduktion der von den Bundestheatern
für den genannten Zeitraum errechneten Finanzmittelbedarf zu erreichen, wurde u.a.
eine Effizienzanalyse der Bühnengesellschaften sowie die Aufnahme von Leistungs-
tangenten in die Geschäftsführerverträge vorgeschlagen.

13) Mit welcher Begründung und trotz eines Ersuchens der Nationalratspräsidentin erteilen Sie der Bundestheaterholding keine Weisung, Herrn Martin Wagner (KPMG) von seiner Verschwiegenheitspflicht zu entbinden?

Antwort des Bundesministers:

Die  Bundestheater-Holding  beauftragte  eine  rechtsanwaltliche  Stellungnahme,
gemäß der mit Hinweis auf den ansonsten möglichen Schaden für die Bundestheater
ausdrücklich  empfohlen  wird,  von  einer  Entbindung  Abstand  zu  nehmen.

Diesbezüglich verweise ich auf die Erläuterungen im Brief des Geschäftsführers der
Bundestheater-Holding  an  den  Obmann  des  Ständigen  Unterausschusses  des
Rechnungshofausschusses vom 2. März 2015.

14) Hat der vom BMUKK zur rechtlichen Beurteilung der Offenlegung der Effizienzanalyse beauftragte Christoph Herbst die vollständige Effizienzanalyse erhalten?

Antwort des Bundesministers:

Nach  Auskunft  der  Kultursektion  war  der  Gegenstand  der  Beauftragung  von  Dr.
Herbst  keine  Prüfung  des  Inhalts  der  Effizienzanalyse,  sondern  die  rechtliche
Beurteilung  der  Frage,  ob  und  in  welchem  Umfang  Berichte,  die
Geschäftsgeheimnisse enthalten, Dritten zugänglich gemacht werden dürfen.