Wien gibt seinen Status als Weltkulturerbe auf.

„Vor 16 Jahren hat Wien die UNESCO ersucht,  den Stadtkern als kulturelles Welterbe anzuerkennen und versprochen, auf dieses Erbe achtzugeben. Mit den heute vorgelegten Plänen für den Luxuswohnturm Am Heumarkt gibt Wien seinen Status als Weltkulturerbe auf“, meint der Kultursprecher der Grünen, Wolfgang Zinggl.

„Wir, die Stadt Wien und die Republik Österreich, sollten achtgeben. Nicht die UNESCO“, fordert Zinggl. „Die UNESCO beobachtet lediglich, ob die geschützte Zone tatsächlich geschützt wird. Diesbezüglich trifft auch den Kulturminister als Vertragspartner Verantwortung. Er muss dafür sorgen, dass der völkerrechtlich bindende Vertrag eingehalten wird.“

Und weiter: „Die geschützte Zone umfasst nur 1% der Fläche Wiens. Auf eine Wohnung von 100qm übertragen bedeutet das, den Schutz von 1qm. Das entspricht einem Sofa. Der Schutz hat nichts mit einem Freilichtmuseum zu tun.  Niemand wird behaupten, dass Wiens Stadtkern nicht trotz dieses Schutzes pulsiert, lebt und blüht.  Ist die Innere Stadt tatsächlich so grässlich, dass sie dringend ein Hochhaus braucht? Gibt es Bauqualität nur mit Hochhäusern?  Geht es nicht vielmehr darum, dass sich Wohlhabende das Welterbe von oben ansehen wollen, das sie gerade zerstören? Warum wird nicht im Weltkulturerbe Neusiedlersee ein Hochhaus errichtet? So gut wie überall kann auf das Erbe der Welt geachtet werden. Nur in Wien ist das offenbar nicht möglich. In Wien wird das kulturelle Erbe geopfert, weil  Investoren Gewinne abschöpfen wollen.“

„Dabei wäre der Titel Welterbe um seiner selbst willen wenig interessant. Es geht um die Folgen.  Dieser Schutz ist der letzte verbliebene.  Die Stadt Wien hat keine effektiven und eindeutigen Ausschlusszonen für Hochhäuser in der Innenstadt mehr.   Und mit dem Präzedenzfall  Am Heumarkt wird die Schleuse für weitere Bauten geöffnet“, so Zinggl.