Zweck und Aufgabe der Albertina ist per Gesetz die Sammlung und Präsentation von Zeichnung, Druckgrafik und Fotografie (§13 Museumsordnung). Diese inhaltliche Vorgabe spiegelt sich im Ausstellungsprogramm der Albertina kaum wider. Ihr Direktor, Klaus Albrecht Schröder sieht in den Abgrenzungen nur einen bürokratischen Zugang (Standard, 18.03.2017).

Andere wiederum kritisieren Ordnungsbemühungen als Eingriff in die angeblich „gewachsenen“ Strukturen. Sie vergessen allerdings, dass in die Museumslandschaft seitens der Regierenden seit ihren Anfängen vor 200 Jahren immer regulierend eingegriffen worden war. Das Gewachsene wurde freilich nach heute obsoleten Richtlinien – konstruiert.

Und das war gut. Das Palmenhaus ist für die Botanik, der Zoo für die Tiere zuständig.

 

Zeitgenössisches Wettfischen

Konzeptlosigkeit, Redundanzen und das unentwegte Schielen nach Massenpublikum führen nicht nur zu ähnlichen, profillosen Häusern. Die Museen konkurrieren einander auch noch. Sie präsentieren Ausstellungen, die weder zu ihren Mission Statements noch zur Museumsordnung, weder zu ihren Sammlungen noch zu ihren Namen passen. Auf der Jagd nach Blockbustern fischen die Direktoren und Direktorinnen in den Teichen der anderen. Im daraus resultierenden Gemischtwarenhandel bleibt die Beschäftigung zu jeder differenzierteren Thematik oberflächlich.

Beliebtester Fischteich ist die zeitgenössische Kunst. Die Österreichische Galerie zeigt Ai Wei Wei sowie Sterling Ruby und konkurriert damit das MUMOK. Die Albertina programmiert die Reihe „Albertina Contemporary“. Das Kunsthistorische Museum unterhält im Theseustempel eine Ausstellungsreihe „Zeitgenössische Kunst“ und selbst das Naturhistorische Museum präsentiert in seiner Mineraliensammlung junge, zeitgenössische Kunst. Vom Leopoldmuseum ganz zu schweigen. Für so viel Ähnliches ist Österreich zu klein. Vor allem aber werden Lücken in wichtige Themenbereiche gerissen, um die sich niemand kümmert.

Die Dauerleihgabe der Sammlung Essl an die Albertina ist der jüngste Beweis thematischer Beliebigkeit. Diese Reste einer Sammlung aktueller, österreichischer Kunst müssten, der Museumsordnung entsprechend, im MUMOK und im 21er Haus (wenn überhaupt), Platz finden.

Für dieses offensichtliche Foul erhält die Albertina vom Minister aber auch noch eine höhere finanzielle Basisabgeltung. Als Verantwortlicher für die Regulierung, als Garant für das Vermeiden von unnötiger Konkurrenz und Redundanz hat Thomas  Drozda mit dieser Entscheidung versagt.

 

Planlose Eingliederungen

Die unfruchtbare Konkurrenz ist aber nur eine kulturpolitische Fehlentwicklung. Eine andere zeigt sich in den völlig unsinnigen und unnötigen Eingliederungen.

Warum wurde das 21er Haus zu einer Abteilung der Österreichischen Galerie im Belvedere? Warum musste das Theatermuseum 2001 Teil des Kunsthistorischen Museums werden? Oder das Museum für Völkerkunde mit seiner herausragenden Sammlung ethnologischer Exponate?  Von 2004 bis 2007 wurde es umgebaut, danach war kein Geld mehr da, die Aktivitäten mussten auf  1000qm begrenzt werden. Seit 2013 heißt die mittlerweile verkümmerte Institution mit weltweit einer der größten Sammlungen ethnologischer Exponate –  Weltmuseum!  Nur anderthalb Jahr später wurden die Tore des Weltmuseums aufgrund einer Redimensionierung wieder geschlossen. Der damalige Kulturminister Josef Ostermayer  musste ein „Haus der Geschichte“ in die Räumlichkeiten integrieren. Als Teil der Österreichischen Nationalbibliothek. Mehr ist dazu nicht zu sagen.

 

Zusammenführen was zusammengehört

Eine sinnvolle Museumsreform kommt nicht ohne Neuordnung der Landschaft aus. Zurzeit gibt es keine koordinierte Sammlungs- und Ausstellungspolitik. Ich habe daher einen Vorschlag zur besseren Kategorisierung ausgearbeitet.

Die Details gibt es hier.

Dieser Vorschlag ist nur einer von vielen.  Es gäbe auch ganz andere vernünftige Ordnungskriterien. Nur so, wie es jetzt ist, darf es nicht bleiben.

 

Nach Ostern wollen wir uns zum Abschluss ansehen, für wen das alles gemacht wird.