Wenn es stimmt, was der amerikanische Philosoph Richard Rorty behauptet, dass nämlich die Verwendung von Begriffen immer auch bestimmten dahinterliegenden Zwecken dient, dann stellt sich auch für den Kunstbegriff die Frage, wer ihn wofür einsetzt.

Während die einen in der Kunst eine Möglichkeit zur Zerstreuung sehen, ein Spektakel zur Auffettung der Freizeit, bringen andere ihr größtmögliche Ehrfurcht entgegen und sehen in ihr die Möglichkeit zur Kontemplation. Nutzen sie die einen als Vermögensanlage, ist sie für die anderen ein Instrument politischer Agitation. Manche übernehmen akademische Vorstellungen des 19. Jahrhunderts und denken bei Kunst an abgeschlossene Werke, die sie ästhetisch bewerten, und kommen damit jenen ins Gehege, die Kunst als Prozess begreifen.

Gebrauchen die einen „Kunst“ als Repräsentationsmöglichkeit, ist sie für andere eine subtile Form des Erkenntnisgewinns. Sprechen ihr die einen Kompetenz und sogar jede Berechtigung ab, im Alltäglichen eine aktive, verändernde Rolle zu spielen, weil Kunst eben etwas Besonderes und nichts Alltägliches sei, ist sie für andere mitverantwortlich für die sozialen, politischen und ökonomischen Verhältnisse, in denen wir leben, und daher deren konkrete Gestaltungsmöglichkeit.  Diese Kunst ist vielleicht nicht geeignet, ästhetisch zu beeindrucken, sie ist aber immerhin in der Lage, auf Einflussmöglichkeiten aufmerksam zu machen, die wir alle haben.

 

Vor allem in der Pädagogik wird Kunst gerne mit kreativem Arbeiten und Schaffen gleichgesetzt. Das ist insofern schwer nachzuvollziehen, als mit dem Kunstprädikat gemeinhin eine gesellschaftlich herausragende Leistung verbunden ist, während die schöpferische Kreativität im Alltag große Freude bereiten kann, deswegen aber noch nicht den ausdrücklichen Kunstanspruch erhebt. Nun kann zwar prinzipiell alles Kunst sein – es ist aber nicht alles Kunst, weil nicht alles, was zur Kunst gemacht werden will, von einem Publikum als solche anerkannt wird.