Wer andere Vorstellungen von Kunst entwickelt und möchte, dass etwas als Kunst anerkannt wird, das noch nicht als solche gesehen wird, übernimmt auch eine politische Aufgabe.

Kunstschaffende, die dem öffentlichen Bewusstsein von Kunst nicht entsprechen, ringen um eine gesellschaftliche Veränderung, um ein generelles Umdenken bei der Vergabe des Kunstprädikats.

Nicht ohne Grund meinte die Subversive Aktion 1963: „Künstler, die sich auf die Reservate ihres Fachbereichs zurückziehen, sind ebenso Funktionäre der erstarrten Gesellschaft wie Facharbeiter und Aktenordner.“

So werden beispielsweise in der Bildenden Kunst seit Jahrhunderten Materialien geformt. Mit Farben und Leinwänden, mit Holz, Stein oder Metall stellen Kunstschaffende Produkte nach ihren individuellen Vorstellungen her und  wähnen sich in der Wahl ihrer Mittel und Themen frei. Dennoch beschränkt sich ihre Autonomie auf ein konventionell abgegrenztes Betätigungsfeld.  Sie dürfen nur auf ihrer abgesteckten Spielwiese tun, was sie wollen. Verlassen sie das Areal, weil sie sich nicht mehr an den Konsens dessen halten, was landläufig unter Kunst verstanden wird, wird ihre Arbeit „als Kunst“ in Frage gestellt. Wer Kunst nicht innerhalb der als Kunst anerkannten Möglichkeiten schafft, läuft Gefahr, gar keine Kunst zu produzieren.